Bei einem Charity-Golfturnier im Juli kamen im Golfclub Bad Kissingen insgesamt 800 Euro an Spenden zusammen. Statt des Geldes wurden nun Gutscheine von Lebensmittel-Discountern übergeben. Hier überreicht Ladies-Captain Elke Westenberg (links) im Beisein von Horst Drieschner, Präsident des Golfclubs (rechts), den Umschlag mit den Gutscheinen an die zweite Vorsitzende des Tafel Bad Kissingen e.V., Angela Kahle (Mitte). Foto: Kathrin Kupka-Hahn
Bad Kissingen. Die Freude war Angela Kahle deutlich anzusehen. Gutscheine im Wert von insgesamt 800 Euro durfte die zweite Vorsitzende des Tafel e.V. Bad Kissingen aus den Händen von Ladies-Captain Elke Westenberg im Beisein des Präsidenten des Golfclubs Bad Kissingen, Horst Drieschner, entgegennehmen. Das Geld dafür hatten die Golfdamen des Clubs bei einem Charity-Turnier im Juli gespendet.
Da jedoch Bargeld satzungsbedingt auf dem Konto des Vereins und nicht direkt bei den Bedürftigen in Bad Kissingen landet, entschlossen sich Elke Westenberg und ihre Mitstreiterinnen von der Spendensumme Gutscheine der beiden Lebensmittel-Discounter Lidl und Aldi zu besorgen. „Wir setzen die Gutscheine in Ware für unsere Kunden um“, versicherte Angela Kahle bei der Übergabe und gab beim anschließenden Gespräch einen Einblick in die Arbeit des Vereins.
Aktuell sind zwischen 100 und 120 Menschen berechtigt, Lebensmittel bei der Bad Kissinger Tafel zu bekommen. „Jeder einzelne wird von uns überprüft und erhält einen Berechtigungsschein.“ Die Anzahl der Personen, die dahinterstehen, liegt aber deutlich höher: Es sind zwischen 300 und 350 Erwachsene, Jugendliche, Kinder und Senioren. Und da die Ausgabe in der Salinenstraße 5 zwei Mal wöchentlich öffnet, versorgt das ehrenamtlich tätige Tafel-Team insgesamt rund 700 Personen pro Woche – eine stolze Leistung.
Der Verein hat vor genau 20 Jahren mit seinem Engagement begonnen und sich damals überwiegend um die Versorgung von Arbeitslosen und Rentnern gekümmert. „Im Jahr 2005 kamen dann viele russlanddeutsche Aussiedler hinzu“, erinnerte sich Angela Kahle. Mit der Flüchtlingswelle im Jahr 2015 erweiterte sich der Kreis der Bedürftigen um asylsuchende Menschen aus Syrien und Afghanistan. Aktuell bilden Rentner den Großteil der Kundschaft gefolgt von Geflüchteten aus der Ukraine, Syrien, Guinea und Eritrea sowie Kurden. „Momentan sind wir am Limit“, sagte Angela Kahle. Denn es werden immer mehr Menschen, die versorgt werden.
Nicht nur das Besorgen und Ausgeben der Lebensmittel macht den rund 35 ehrenamtlich bei der Bad Kissinger Tafel Tätigen zu schaffen. Auch die ständig zunehmende Bürokratie erschwert deren Arbeit. „Wir müssen immer wieder Schulungen abhalten, etwa Hygiene- und Erste-Hilfe-Kurse“, nannte die zweite Vorsitzende als Beispiel. Hinzu kommt der administrative Aufwand. Deshalb ist der Verein bestrebt, die Arbeit der Ehrenamtler soweit möglich zu erleichtern. „Erst kürzlich haben wir eine neue Kistenspülmaschine angeschafft.“ Dank der großzügigen Spender in Bad Kissingen sei das möglich gewesen.
Zwei Mal in der Woche – am Mittwoch und am Samstag – geben die Helfer des Vereins von 10 Uhr bis 16 Uhr die Lebensmittel sowie Waschmittel und Hygieneprodukte aus. Die Waren werden zuvor von verschiedenen Supermärkten und Lebensmittel-Discountern gespendet und abgeholt. „Somit ist unser Angebot von Woche zu Woche verschieden. Mal haben wir besonders viel Brot und Brötchen, dann wieder weniger Gemüse.“
Umso wertvoller sind deshalb die Gutscheine, die Angela Kahle nun von den Golfdamen überreicht bekam. „Damit gehen wir zu den Filialleitungen und kaufen überwiegend Sonderangebote ein. “ So bekommen möglichst viele Bedürftige etwas davon. „Momentan sind Milch und Butter sehr gefragt“, betonte die zweite Vorsitzende.
„Doch wie klappt denn die Verständigung mit den Geflüchteten?“, wollte Ladies-Captain Elke Westenberg wissen. „Erstaunlich gut“, antwortete Angela Kahle. Zum ehrenamtlichen Helferteam gehören auch eine Ukrainerin und eine Kasachin, die übersetzen. Zudem sprechen häufig die Kinder der Geflüchteten ein wenig Deutsch. „Und wir haben junge Männer aus Eritrea, die helfen bei uns sogar mit“, fügte sie hinzu.
Somit ist klar: Die Bad Kissinger Tafel ist weit mehr als nur eine Abholstelle für Lebensmittel und Co. „Mit unserer Arbeit tun wir etwas für die Nachhaltigkeit, weil weniger Lebensmittel im Müll landen. Und wir vermitteln unsere Sprache und Kultur“, sagt Angela Kahle. Wenn etwa zum Jahresende Schoko-Weihnachtsmänner oder um Ostern herum Gebäck-Osterhasen ausgegeben werden, wissen einige der Geflüchteten nichts damit anzufangen. „Doch wir erklären ihnen, was es damit auf sich hat.“
Man gehe aufeinander zu und baue Hemmschwellen ab – sowohl sprachlich als auch kulturell. Ebenso wird bei der Tafel das eine oder andere Rezept getauscht oder mit auf den Weg gegeben. „Es ist ein Geben und Nehmen“, fasst Angela Kahle zusammen und zitiert einen jungen Syrer, der sagte: „Ich habe nicht in der Schule Deutsch gelernt, sondern bei der Tafel.“
„Wir freuen uns, dass wir Ihre wertvolle Arbeit mit unserer Spende unterstützen können“, betonte Präsident Horst Drieschner bei der Übergabe und Ladies-Captain Elke Westenberg fügte hinzu: „Es ist beeindruckend, was sie leisten.“ Angela Kahle lud daraufhin beide beziehungsweise weitere Interessenten vom Golfclub Bad Kissingen ein, die Bad Kissinger Tafel zu besuchen. „Wir kommen auf jeden Fall“, versicherten die beiden vom Golfclub.
Kathrin Kupka-Hahn
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